Als Saisonauftakt eine Einladung an unsere Wanderreiterfreunde zu einem Ritt in den Raps

30.04. - 01.05.2000: Allershausen - Kleinberghofen und zurück

Wie in den letzten Jahren haben wir auch heuer einen kleinen 2-tägigen Wanderritt veranstaltet, um mit unseren Freunden die Saison zu beginnen. Nachdem wir letztes Jahr den kleinen Bauernhof, bei dem wir immer super übernachten konnten (allerdings als absolute Selbstversorger), mit mehr als 25 Leuten fast gesprengt hatten (max. Kapazität liegt bei 15, darüber wird es sehr kuschlig…), mussten wir heuer, um nicht wieder Leuten absagen zu müssen, ein neues Quartier finden. Um es gleich zu sagen: Wir haben ein Quartier gefunden, wie es besser nicht sein kann, weder familiärer, noch professioneller!

Nachdem das Quartier gefunden und bei einem ersten Besuch auch für sympathisch befunden worden war, machten wir uns daran, die Mittagsstationen abzuklären. Das war gar nicht so einfach, weil der 1. Mai in Bayern halt Maibaumaufstellen bedeutet, samt Baumfesten, bei denen die Wirte nicht nur viel zu tun haben, sondern auch keinen Platz für 35 hungrige Reiter haben. Also mußten wir, nachdem wir einen tollen Landgasthof für den Sonntag, 30.04. gefunden hatten, für den Montag lange suchen, bis wir auf einen Tip hin im Nachbarort bei einem griechischen Lokal bestellen konnten. Das Problem sind ja nicht die Reiter (die bekommt man schon satt), sondern die Pferde. Es müssen Anbindemöglichkeiten gegeben sein, Wasser muß erreichbar sein, fremde Leute sollten nicht unbedingt uneingeschränkten Zugang haben und das ganze sollte noch neben einem Bauernhof sein, damit man die Hinterlassenschaften der Pferde auch auf einem Misthaufen unterbringen kann. Alles das hatten die beiden Wirtschaften zu bieten, nur einen Wermutstropfen gab es: Sie lagen buchstäblich weniger als 1 km auseinander, also würde unsere Streckenwahl wenig abwechslungsreich werden. Dachten wir.

Die Planung

Den Treffpunkt legten wir natürlich fest bei dem Stall, in dem wir unsere Pferde untergestellt haben, nahe bei Allershausen. Unser Bauer stellt für die Gespanne eine Wiese zu Verfügung, von dort können wir in wenigen Minuten von Osten nach Allershausen kommen. In Allershausen wollen wir die Autobahn unterqueren, um sofort danach auf ruhigen Feldwegen die Glonn entlang nach Hohenkammer und weiter nach Petershausen zu reiten. Jenseits der Bahnlinie über den Park&Ride-Parkplatz (oder Park&Reit?) fanden wir eine Strecke, die komplett neben dem Straßenverkehr zu reiten war, lediglich bahnfest sollten die Pferde sein. Danach sollte es wieder an der Glonn entlang bis zur Mittagsstation in Aufhausen (über Ebersbach) gehen, nach dem Essen dann nördlich von Weichs vorbei in die Ortschaft Glonn und weiter bis Markt Indersdorf. Am Ortsausgang über den Sportplatz und wieder an die Bahnlinie ging es dann komplett im Tal bis nach Erdweg, dort lockt noch der Petersberg mit einer schönen romanischen Kirche zu einem Abstecher, um dann in 20 Minuten am Ziel bei der Familie Höchtl in Kleinberghofen sein.

Die Einladungen

Weil wir ein moderner Haushalt sind, haben wir die meisten per Email eingeladen. Hin und her gingen die Nachragen, Rückfragen, Sonderbestellungen, Absagen, Wiederzusagen… Und viele andere wurden auch informiert, so daß sich schließlich ein Haufen von ca. 35 Reitern aus allen Himmelsrichtungen auf Kleinberghofen zu bewegte. Eine Gruppe kam aus Starnberg, geführt von unserer Freundin Sonia, andere aus Eschenried. Von unserem Stall aus machten sich am Sonntag morgen um 8:00 etwa 20 Reiter auf dem Weg.

Die Strecke

Unterwegs trafen wir auf eine Pfingstprozession, einen meckernden Anwohner, viele Kinder, andere Reiter und rasende Motorradfahrer… Schönes Wetter, nette Gespräche und wegen der flachen Strecke ein für die frühe Saison sehr hohes Tempo machen den Ritt sehr kurzweilig.

Auf unserer Strecke hatten wir eine schöne Station für das Mittagessen ausgesucht, den Gasthof Langenegger in Aufhausen. Wie vereinbart hatte der Wirt den Parkplatz abgesperrt, so daß wir zwischen den Bäumen Lasso spannen konnten und alle Pferde sicher untergebracht waren.

Der Wirt hatte für die kommende Maibaumfeier ein schönes Zelt an den Gasthof angebaut. Dort war für uns ein großer Tisch gedeckt, der Wirt hatte nicht zuviel versprochen. Jetzt endlich war Gelegenheit zum Ratschen, weil wir vorher ja im kleineren Gruppen unterwegs gewesen waren. Und wenn sich Reiter nach der Winterpause zum erstenmal wieder treffen, gibt es jede Menge Gesprächsstoff.

Welches Pferd im Winter welche Krankheit hatte, wer während des Winters umgezogen ist, wer neuerdings mit wem und so weiter. Nach 2 Stunden im Zelt mit sehr gutem Essen verließen wir die Wirtschaft wieder und sorgten vor dem Abritt dafür, daß der Platz wieder so aussah wie vorher.

Unser Weg führte uns jetzt wie geplant am nördlichen Rand des Glonntales entlang bis in die gleichnamige Ortschaft. Wir kamen am Hotel zur Mühle vorbei, machten eine Graspause für die Pferde und ritten dann durch die Auwiesen auf Markt Indersdorf zu.

Weil wir keine Zeit mehr gehabt hatten, vorher einen möglichst eleganten Weg durch den Ort zu suchen, schlugen wir uns auf gut Glück über den Volksfestplatz zum Kreisverkehr durch und verursachten in dem Städtchen natürlich gleich einen kleineren Stau. Dann konnten wir aber auf kleinen Fußgängerwegen von der Hauptstraße wegreiten und verließen den Ort wie geplant über den Sportplatz.

Nach einem Kilometer stießen wir an die Bahnlinie, die von Markt Indersdorf nach Altomünster führt. Diese begleiteten wir für etwa 8 km, um dann, sozusagen als kulturellen Höhepunkt, die hoch über dem Tal liegende Bassilika am Petersberg zu besichtigen, bevor wir den letzten Kilometer zum Quartier die Pferde führten.

Beim Eckhof angekommmen, bekamen wir erst einmal einen “Bügeltrunk”, eine leider immer seltener anzutreffende Sitte, mit der Wanderreiter auf eine feuchtfröhliche Nacht eingestimmt werden.

Vor dem Vergnügen liegt beim Wanderreiten aber erst die Arbeit. Obwohl unsere Gastgeber perfekte Vorarbeit geleistet hatten, schöne Paddocks aufgestellt und bereits Heu und Hafer bereitstand, hat man doch immer alle Hände voll zu tun, um “einzuchecken”. Beschlag kontrollieren, Decken suchen, Sattel aufräumen, 100mal “Hallo” sagen zu Leuten, die man offensichtlich gut kennen muß, aber deren Namen man par tout nicht mehr weiß… Irgendwann waren dann aber die Pferde gut versorgt am Paddock und wir konnten uns dem geselligen Teil des Abends zuwenden.

Vor der Maschinenhalle, in der mit vielen Biertischen genug Sitz- und Eßplatz für alle geschaffen war, war schon ein großer Haufen Holz gerichtet und wartete auf die Dunkelheit. Drinnen gab es Rehgulasch á la Renate und Schorsch, d.h. daß Schorsch ein paar Rehe geschossen und Renate sie zu einem leckeren Gulasch verarbeitet hat. Dazu Getränke vom Faß und aus dem Tragl, wir waren versorgt.

Der Winter hatte offensichtlich der Kondition geschadet, nur die Besten blieben am Lagerfeuer, bis die Glut kaum mehr Wärme brachte, bevor sich alles auf die verschiedenen Schlafplätze verteilte.

Der zweite Tag

Die Routiniers saßen schon bei dem tollen Frühstuck, das uns auf dem Eckhof serviert wurde, als sich die letzten aus den Schlafsäcken befreiten. Beim Morgenkaffee hieß es auch schon wieder Abschied nehmen von den aus Starnberg und Eichenried angerittenen Freunden, die wir aber beim Stammtisch oder spätestens bei den VFD-Ritten wieder sehen würden.

Aber gegen 9:00 war auch die letzte Gruppe von Morgenmuffeln und Langschläfern unterwegs und zog wieder Richtung Heimat. Die Gruppe von “Einheimischen” vom Eckhof, die uns ein Stück begleiten wollten, mußten leider bald umkehren, ihre Pferde weigerten sich schlicht, vom Stall weg das Tempo der überwiegend wanderreiterfahrenen Pferde mitzugehen, die jetzt ihrerseits die Richtung nach Hause erkannten.

Gegen Mittag trudelten alle wohlbehalten beim Griechen in Ebenhausen ein und suchten sich ein Plätzchen im Schatten, so heiß war es am 1.Mai. Außerdem schien doch der eine oder andere Ramazotti über den Winter schlecht geworden, jedenfalls waren nicht alle richtig fit. Eine große Portion Gyros mit tüchtig Knoblauch brachte aber die meisten wieder auf Vordermann, bis wir am Nachmittag die letzten 15 km nach Hause unter die Hufe nahmen.

Nachdem die vorletzten die Pferde glücklich verladen hatten, trafen rechtzeitig zu einem tüchtigen Sommergewitter die allerletzten ein und durften einige sehr störrische Pferde im strömenden Regen verladen - wir drückten im trockenen Stüberl bei einem kalten Erfrischungsgetränk unsere Anteilnahme aus und waren froh, nicht bei der Eisdiele abgestiegen zu sein, wo die jetzt platschnassen Eisfreunde noch ein schönes halbes Stünderl verbracht hatten, das sie jetzt bitter bereuten.

Dem plötzlich heraufgezogenen Unwetter war es auch zuzuschreiben, daß sich alle recht schnell wieder auf die Heimfahrt machten, aber 2001 werden wir wieder “in den Raps” reiten und dann hoffentlich hinterher nicht abgewaschen nach Hause geschickt.

Text: Stefan Knoll