20 Jahre Abenteuer Waldmünchenritt (1993 bis 2013)

Heuer hatte ich mit meinem 21. Waldmünchenritt mein ganz persönliches Jubiläum: Genau vor 20 Jahren, im August 1993, beschloss ich, zum ersten Mal beim berühmt-berüchtigten Waldmünchenritt der VFD mitzureiten. Es war mein erster mehrtägiger Wanderritt überhaupt und mangels eigenem Pferdehänger war der eigentlich sechstägige Ritt gleich um den Anreisetag länger, da unsere Pferde irgendwie von unserem damaligen Stall in München-Daglfing zum damaligen Startpunkt Gut Wildschwaige im Erdinger Moos kommen mussten. Und da kam nur ein Anritt in Frage.


Mit dem zweckmäßigen Equipment für das Wanderreiten war ich damals noch nicht vertraut. Mein Pferd hatte einen Vielseitigkeitssattel mit normaler Satteldecke, ich selbst habe mich eine Woche lang mit meinen Lederreitstiefeln (auf die Idee, mit etwas anderem zu reiten, war ich bis dahin nicht gekommen) abgemüht. Um es gleich vorwegzunehmen: Meine damalige Warmblutstute hat den Ritt mit Bravour und ohne den geringsten Satteldruck gemeistert.
Nicht nur, dass mein erster Waldmünchenritt gleich sieben Reittage lang war, es hatte auch bei mir an aller anderen wanderreittauglichen Reitausrüstung gefehlt. Den aufmunternden Worten von Dieter Boubong folgend "Nehmt´s einen Schlafsack mit und alles andere wird sich finden" zog ich los, um überhaupt erst einmal einen Schlafsack zu kaufen. An einen Regenmantel o.ä. hatte ich damals keinen Gedanken verschwendet.  Es hat sich dann auch im Laufe dieses ersten Ritts alles nach und nach gefunden: Eine großartige Gruppe (Familie Weinfurtner unter der Führung des leider bereits verstorbenen "Papi" Weinfurtner). Wer weiß, ob ich nochmal mitgekommen wäre, wenn ich damals nicht in einer netten Gruppe hätte mitreiten dürfen? Schließlich heißt es ja nicht ganz zu Unrecht: "Einmal Waldmünchen - immer Waldmünchen" oder "einmal Waldmünchen -nie mehr Waldmünchen". Und jeden Tag durfte ich damals in puncto Wanderreiten viel Neues erfahren, die Einkaufsliste für die Zeit nach dem Ritt wurde in Gedanken immer länger. Als der Tag der Heimreise schließlich nahte, wurden erfolgreich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um für unsere Pferde den Rücktransport nach München zu organisieren. Etwas mulmig war mir damals schon zumute, da unsere Rückreise bis zur Ankunft in Waldmünchen überhaupt nicht geregelt war.


Und wie waren nun Pferd und Reiter damals untergebracht? Für die Pferde gab es die waghalsige Möglichkeit der Gemeinschaftskoppel oder die Möglichkeit, in Stationen mit Reithalle entlang der Bande in improvisierten Ständern anzubinden. Beides nicht ganz nach meinem Geschmack, aber wenn es alle machen, macht man es auch und ich hatte mehr Glück als Verstand, dass meinem Pferd rein gar nichts passiert ist. Ich selbst habe jede Nacht ein trockenes Plätzchen für meinen Schlafsack gesucht und auch gefunden, aber bequem ist anders.


Welcher Kontrast 20 Jahre später: Unsere Pferde stehen nach dem jeweiligen Reittag in einem mit wenigen Handgriffen aufzubauenden separaten Paddock. Wir schlafen direkt daneben in einem kleinen Wohnmobil mit Dusche, Toilette und Kühlschrank. Und was hat sich sonst noch verändert? Von allen Mittags- und Übernachtungsstationen sind nur Niedermünchen und Mitterfels über all die Jahre gleich geblieben. Die Ausrüstung ist insgesamt viel besser geworden, da die verschiedensten Hersteller den Sektor Wanderreiten in den letzten Jahren zunehmend entdeckt haben, der Tierschutzgedanke steht mehr im Vordergrund, viele langjährigen Mitreiter sind mittlerweile ausgebildete Rittführer bzw. Übungsleiter, GPS-Geräte verhindern grobes Verreiten und das sogenannte Fahrerlager unter der Leitung von Alto Müller ist schon seit vielen Jahren sehr gut organisiert, es bleibt eigentlich dank der durchdachten Organisation (die Nachfolge des langjährigen allseits beliebten Organisators Dieter Boubong haben Manfred Strahlheim und Hans Hof vor einigen Jahren würdig angetreten) seitens der Veranstalter nur noch wenig dem Zufall überlassen und so sollte es ja auch sein.
Das heißt jedoch nicht, dass ein Hauch von Abenteuer nicht immer noch über dem Ritt liegt. Seine Faszination hat der Ritt auch nach 20 Jahren und nunmehr insgesamt fast 5000 gerittenen Waldmünchen-Kilometern für mich nicht verloren. 21 Mal hintereinander durfte ich mit meinem jeweiligen Pferd nach rund 240 km feierlich in Waldmünchen am Marktplatz einreiten und den Empfang durch den Bürgermeister miterleben, ein (nicht ganz ungefährlicher) Höhepunkt des Rittes. Das ist alles andere als selbstverständlich. Bei diesem Ritt unversehrt bis ans Ziel zu kommen, erfordert immer auch eine ganz ordentliche Portion Glück, da bei einer so langen Strecke mit so vielen Teilnehmern (meist sind es über 100 Pferde) täglich auch sehr viel schief gehen könnte. Mein Dank gilt vor allem meinen Pferden, die mich auf den Ritten stets treu begleitet haben.

Ich hoffe sehr, dass ich auch in den nächsten Jahren weiter mit dabei sein kann.

Susanne Bauer
 

 

Waldmünchenritt 08.08.2009 – 15.08.2009 

Ein Wanderreitpferd berichtet

Hallo hier ist Sarino,

 

heute möchte ich Euch von einem tollen Ritt berichten, nämlich dem 32. Waldmünchenritt der VFD Bayern.

Am 8. August Nachmittags holten mich Susanne, Heiner und Günther im Stall ab. Eigentlich hatte ich wenig Lust von meiner schönen saftigen Koppel in den Hänger zu steigen. Ich ließ mich schließlich doch überreden und wir fuhren zum Stall von Anita, wo Hans, Elisabeth und Anita zu uns stießen. Als auch Texas, Sunny, Montana und Wilma im Hänger verladen waren ging es nach Tüntenhausen bei Freising, dem Startplatz des Rittes.  Hier trafen sich über 100 Pferde und Reiter. Der erste Eindruck war für mich nicht sehr toll, wir hatten hier ein abgemähtes Stoppelfeld als Nachtquartier und Heu zum fressen. Ich sehnte mich auf meine saftige Koppel zurück. Für die Reiter gab es ein schönes Abendessen und ein gemütliches Beisammensein zum Kennenlernen.

 

Am Sonntag früh ging es erst mal gemütlich los, da heute die Reitstrecke zum Aufwärmen nur ca. 20 km war. Um 10 Uhr war alles zum Abritt bereit und wir brachen auf nach Marzling unserer Mittagsstation. Ich musste erst mal die anderen Pferde beschnuppern und mich mit ihnen anfreunden. Sie waren alle ganz verträglich, nur Montana verstand sich nicht sonderlich gut mit mir.

Nach einer schönen Mittagspause für die Reiter und etwas Stress für mich, es waren sehr viele fremde Pferde hier angebunden, ging es weiter nach Moosburg, unserer Tagesetappe für heute. Hier war endlich wieder eine grüne Wiese für uns da.

 

Montag

Am nächsten Tag ging es nicht mehr ganz so gemütlich zu, denn heute war die Tagesetappe ca. 35 km und so war der Aufbruch von Susanne auf 8.00 Uhr festgelegt worden. Pünktlich starteten wir in Richtung Niedermünchen unserer Mittagsstation. Nach einer gemütlichen Mittagspause ging es weiter nach Oberhatzkofen dem heutigem Tagesziel. Auch hier freute ich mich wieder sehr, da es eine saftige Wiese für uns gab auf der die Paddocks aufgestellt wurden und wir uns prima erholen konnten.

 

Dienstag

Die Tagesetappen wurden nun immer etwas länger. Heute ca. 40 km. Es ging durch schönes, nicht besonders schwieriges Gelände nach Jellenkofen.  Die Mittagsstation lag hier direkt an der Bundesstraße, aber wir ergatterten für uns noch einen schönen einigermaßen sicheren Platz.

Nachmittags ging es weiter nach Laberweinting. Hier war wieder eine schöne Wiese für mich vorhanden.

 

Mittwoch

Heute mussten wir etwas früher aufstehen, denn die Reitstrecke war mit 50 km angesetzt.

Wir ritten durch den Gäuboden nach Straubing unserer Mittagsstation. Der Weg war sehr lange mit ca. 35 km am Vormittag. Mittags konnte ich mich auch nicht so richtig erholen, da der Parkplatz direkt hinter dem Volksfest war und die vielen Pferde etwas Unruhe verursachten.

Nachmittags ging es dann an der Donau entlang. Dies war sehr schön zum reiten. Bei einer kurzen Rast am Kloster Oberaltteich stellte Anita fest, dass Texas nicht mehr sauber ging. Er hat sich den Fuß vertreten und war leicht angeschwollen. Zufällig kam unser mit reitender Tierarzt vorbei und warf einen Blick auf sein Bein und empfahl ihn nicht weiter zu reiten. So durfte Texas zur Abendstation fahren. Für uns ging es noch ca. 6 km bergauf nach Mitterfels. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr weiter zu laufen ich war sehr müde und streikte etwas nach der langen Strecke. Leider hatte ich auch keine schöne Wiese für die Nacht, sondern nur ein Stoppelfeld.

 

Donnerstag

Heute war die Strecke mit ca. 45 km wieder etwas kürzer. Von den beiden Alternativen entschieden sich die Reiter für die Talvariante. War ich froh. Schnell erreichten wir unsere Mittagsstation im Schloss Altrandsberg. Danach ging es durch das Regental weiter zur Abendstation nach Gilling. Ich war heute wider erwarten sehr munter und hätte ruhig noch weiter laufen können. Meine Kondition wurde von Tag zu Tag besser.

 

Freitag

Unser letzter Reittag führte uns über Althütte, der Mittagsstation nach Waldmünchen durch den schönen Bayrischen Wald. Kurz vor Althütte gab es einen Aufstieg, der mich sehr an meine Ritte im Voralpengebiet erinnerte. In Althütte erholte ich mich dann in einen hübschen Wäldchen und wartete auf die anderen Reiter. Gegen 14.30 Uhr waren alle bereit und es ging mit über 100 Pferden zum großen Einritt bergab nach Waldmünchen. War schon ein phantastisches Bild so viele Pferde hintereinander. Ich war hier schon etwas nervös. Am Stadtrand von Waldmünchen erwartete uns der Spielmannszug und als ich die Musik hörte war für mich die Welt wieder in Ordnung. Ich liebe Umzüge mit Musik. Wir stellten uns zum großen Empfang durch den Bürgermeister und die Stadt alle auf dem Rathausplatz auf und nach kurzen Reden und Ehrungen war es fast geschafft. Die letzten drei Kilometer waren nun auch nicht mehr schlimm und ich war sehr stolz es geschafft zu haben. In Blumlohe hatte ich auch wieder eine schöne saftige Wiese und Elisabeth unsere gute Seele hatte auch schon mein Paddock aufgebaut und Wasser und Heu bereitgestellt. Auch Susanne, die uns die ganze Strecke perfekt geführt hatte war sehr froh, dass alles gut gegangen ist und ich bin ihr sehr dankbar für diese tolle Woche. Abends gab es dann noch ein großes Countryfest für die Reiter und die Abzeichen und Stallplaketten. Ich hätte auch gerne eine Auszeichnung erhalten, schließlich bin ich den ganzen Weg gelaufen, so eine Tüte mit Leckerlies wäre schön gewesen. Unter den Klängen der Countryband erholte ich mich sehr gut.

 

Samstag

Vormittag war relaxen angesagt und Nachmittags ging es dann wieder mit dem Hänger heimwärts. Eigentlich hatte ich wenig Lust von der grünen Wiede in den Hänger zu steigen und ließ mich etwas betteln. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt war ich wieder zuhause. Wie schnell das doch mit dem Auto geht. Ich brauchte für die 220 km 6 Tage und lief 36 Stunden reine Reitzeit.

Zum Schluss noch Allen einen herzlichen Dank für die unvergessliche Woche, insbesondere Susanne für die gute Rittführung, die uns Pferden sehr angenehm war und Elisabeth für den guten Service durch den ich Abends nicht lange warten musste.

 

Euer Sarino

 

Geschrieben von Günther Zehentbauer

 

Bilder und Strecke:   home.arcor.de/natschack/waldmuenchen09

 

 

30. Sternwanderritt von Freising nach Waldmünchen 2007

  

 Von Verena Eckert 

 

Ich bin dann mal weg…

 

…sagte ich vergangenen Sommer zu meinen Arbeitskollegen. Allerdings machte ich mich dann nicht wie Hape Kerkeling auf zu einer Pilgerreise. Naja, irgendwie doch. Denn der Wanderritt von Freising (30 km entfernt von München) bis nach Waldmünchen (ziemlich direkt an der tschechischen Grenze) ist inzwischen so was Ähnliches. Seit inzwischen 30 Jahren treffen sich routinierte und weniger routinierte Reiter Anfang August, um in 6 Tagen mit ihren Pferden die gut 250 Kilometer lange Strecke zurück zu legen. Die fast 100 Reiter und der Tross treffen sich in dieser Zeit eigentlich nur morgens und abends im Quartier, denn die Teilnehmer sind je nach Lust und Laune in Gruppen von zwei bis 20 Reitern unterwegs. Nur die Mittags- und die Abendstation sind vorgegeben, die Strecke sucht sich jeder selbst. Ich hatte das Glück, mit zwei wirklich routinierten Wanderreitern nach Waldmünchen reiten und dazu noch mit dem besten gefleckten Islandpferd der Welt unterwegs sein zu dürfen (an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank an Susanne und Stefan für diese unvergessliche Woche!!!).

 

Ich habe jetzt schon bestimmt zehn Mal versucht, einen Bericht über diesen Waldmünchenritt zu schreiben, aber es ist so viel Schönes, so viel Interessantes in dieser Woche passiert, dass da ein ganzes Buch werden würde (Hape Kerkeling ging’s wohl genauso – nur dass er das Buch tatsächlich geschrieben hat).

 

Hier also nur ein paar Highlights und Erkenntnisse, die ich in dieser Zeit gewonnen habe:

 

1. 50 Kilometer sind gar nicht so weit.

Die  Streckenlänge war eigentlich das, was mich am meisten abgeschreckt hat und weswegen ich eigentlich gar nicht nach Waldmünchen reiten wollte. Schließlich bin ich einmal einen 40 km-Distanzritt geritten und das war für mich damals mehr als genug. Doch wir sind recht flott geritten, kamen durch wunderschöne Gegenden, sind immer mal eine Zeit zu Fuß gegangen, aber auch mal eine halbe Stunde auf herrlichsten Wegen an der Donau entlang galoppiert. Die Erkenntnis: 50 Kilometer im richtigen Tempo sind kürzer als 20 Kilometer im falschen!

 

2. Es lebe die Ikea-Tüte

Die Zeit der kleinen Heuballen neigt sich dem Ende zu. Was uns während der Heuzeit freut, ist an der Abendstation ein Problem. Wie bekomme ich ohne Heugabel eine große Portion Heu zu meinem Paddock, ohne, dass es mich noch Stunden später juckt? Die Antwort ist groß, blau und stammt von Ikea. Die Ikea-Taschen fassen eine große Portion Heu, lassen sich angenehm tragen und ohne Probleme hinterher wieder im Anhänger verstauen.

 

3. Nicht zu viele Reithosen mitnehmen

Was nimmt man mit, wenn man mindestens 6 Tage am Stück reitet? Bislang hatte sich mir die Frage noch nie gestellt. Also packte ich neben den VFD-Saar-Jubiläums-T-Shirts (ich weiß ja schließlich, was sich gehört), auch drei Reithosen ein. Für die Abende hatte ich noch eine Jeans und eine kurz Hose dabei. Ergebnis nach einer Woche Wanderritt: Eine Reithose hat völlig gereicht, aber mit meiner Jeans hätte ich mich eigentlich nirgendwo mehr blicken lassen können. Für die neue Saison habe ich mir daher nur eine Reithose gekauft, die auch quartiertauglich ist. Mal schauen, ob das eine gute Lösung ist.

 

4. Nichts geht über einen guten Tross

Das ist eigentlich nichts Neues, aber die Waldmünchner Trossfahrer sind wirklich Extraklasse!!! Die fast 15 Jungs und Mädels bewegen um die 60 Gespanne jeden Tag, fahren sie vom Start zum Ziel der jeweiligen Etappe. Ohne sie wäre der Ritt so nicht möglich gewesen! Danke Jungs!

 

5. Ich muss noch viel lernen

Das war auch schon vorher klar. Aber auf jeden Fall muss ich mir eine bessere Kondition zulegen. Denn kaum war abends der Isi versorgt und das Abendessen verputzt, gingen bei mir langsam aber unaufhaltsam die Lichter aus. Und während die anderen noch gemütlich am Lagerfeuer saßen, schlief ich bereits tief und fest. Immerhin: Morgens war ich pünktlich fit, so dass wir stets spätestens um 8 Uhr wieder losreiten konnten.

 

Fazit: Der Waldmünchenritt war einfach klasse – aber es gibt noch viel mehr zu erleben. Ich muss einfach nur länger wach bleiben :-)

 

Verena Eckert

 

29. Sternwanderritt von Freising nach Waldmünchen (6.-11.8.2006)

Der gerade vergangene Sternwanderritt war für mich selbst der 14. Waldmünchenritt seit 1993. Für meinen Isländer Tjaldur war es der erste Ritt nach Waldmünchen.

Wenn ich meine Waldmünchenritte revue passieren lasse, kann ich feststellen, dass sich Organisation, Ablauf, Ausrüstung und nicht zuletzt das reiterliche Niveau der Teilnehmer laufend verbessert haben. Bei meinem ersten Waldmünchenritt 1993, der noch dazu mein erster mehrtägiger Wanderritt überhaupt war, war es durchaus noch üblich, die Pferde abends alle zusammen auf einer Gemeinschaftskoppel unterzubringen oder bestenfalls unter Dach in einem aus zwei Holzstangen konstruierten Ständer. Schien mir die Unterbringung von voll beschlagenen und einander völlig fremden Pferden auf einer Gemeinschaftskoppel schon damals gewagt, ist es für mich aus heutiger Sicht undenkbar.
 

Mittlerweile gibt es jedoch weder Gemeinschaftskoppeln noch Ständer, sondern jeder bringt für sein Pferd einen eigenen Paddock mit und die meisten Pferde werden, wenn die Nächte nass oder kalt werden, entsprechend eingedeckt und individuell versorgt.

Die Organisation des Rittes war für meine Begriffe heuer wieder sehr gut gelungen, an den meisten Stationen war ausreichend Futter in guter Qualität vorhanden (oder wurde besorgt), auch die Verpflegung der Reiter war hervorragend, lange Wartezeiten in den Gastwirtschaften, die in den letzten Jahren nicht immer ausreichend auf den Ansturm der über 100 Reiter vorbereitet waren, konnten weitgehend vermieden werden. War Grillfleisch bei früheren Ritten am Abend die Regel, stellt dies seit ein paar Jahren erfreulicherweise die Ausnahme dar, es stehen meist mehrere Gerichte, auch für Vegetarier, zur Auswahl.

Zwar waren die Anbindemöglichkeiten für die Pferde in der Mittagspause an einigen Stationen etwas knapp, doch konnte dies meist auch dadurch, dass die einzelnen Gruppen zu unterschiedlichen Zeiten aufbrechen, entschärft werden.

Ebenso gut, wie Dieter Boubong den Ritt organisiert hat, wurde wiederum das Fahrerlager von Alto Müller, den ich hier stellvertretend für alle Fahrer nennen möchte, in bewährter Form gemanagt. Für eine meiner Meinung nach geringe freiwillige Spende sind jedes Jahr einige ehrenamtlich tätige Helfer, die selbst auf den Ritt verzichten, bereit, die ca. 50-60 Gespanne der über 100 Reiter an die jeweilige Abendstation zu transportieren und dort so aufzustellen, dass möglichst jeder Reiter direkt neben seinem Fahrzeug den Paddock für sein Pferd aufbauen kann.
 

Allzu schnell war der Ritt jedoch leider wieder vorbei...
 

Für diejenigen, die die Route nicht kennen: Die Tour beginnt in Freising-Tüntenhausen und führt über Moosburg (1.Tag, ca. 22km), Rottenburg a.d. Laaber (2.Tag, ca. 36 km), Martinsbuch (3.Tag, ca. 46 km), Straubing, Mitterfels (4.Tag, ca. 43 km) und Chamerau (5.Tag, ca. 40 km) nach Waldmünchen (6. Tag, ca. 36 km). Gesamtlänge: ca. 220 km.

Susanne Bauer
 


Von einer Mitreiterin aus Wien
 

Ritt durchs Land der Bajuwaren (2005)

Den Hinweis fand ich im Internet: „Heuer schon zum 28. Mal - Ritt von Freising (bei München) nach Waldmünchen (an der tschechischen Grenze), 250 km in 6 Tagen. Info: dieter.boubong@t-online.de Am Telefon meldet sich eine urbayrische Stimme: „Pack dein Pferd in den Hänger und komm, du zahlst an Ort und Stelle. Die Anmeldung ist unverbindlich, es kommen sowieso immer 100 Reiter und mehr. Schließ dich einfach irgendeiner Gruppe an. Schlafen kann man im Hänger oder Zelt, dem Pferd machst du einen Paddock, für Speis und Trank ist gesorgt. Die Gespanne werden von uns immer zum nächsten Tagesziel gezogen.“

Am Samstag, den 6. August 2005 packe ich frühmorgens meine kleine Araberstute Kasa in den Hänger, und da ich mir das Transportieren von 100 Hängern nicht vorstellen kann, auch noch Helfer Franz, und fahre los. Nach einigem Herumirren sind wir im kleinen Dorf Tüntenhausen angekommen und finden dort den netten Reitstallbesitzer. „Du bist die Erste, stell Dein Auto auf das große Stoppelfeld dort.“ „ Meinen Golf? Unmöglich!“ „So lass ihn denn an der Straße, bau dem Pferd einen E-Zaun auf dem Feld, Heu, Müsli und Wasser sind dort. Dann verwünscht er in düsterer Vorausahnung die herannahenden schwarzen Gewitterwolken. Bald trifft ein Auto nach dem anderen ein, wagt sich aufs aufgeweichte Feld, muss vom Traktor in Position geschleppt werden, oder (als Geländewagen) auch nicht. Freudiges Wiedersehen mit alten Bekannten (vom Alpenritt), die Zeit vergeht schnell. Essen ist um 19 Uhr in der Scheune. Dort bezahle ich auch mein Startgeld: 275 Euro, inklusive 3 Mahlzeiten pro Tag und Futter für das Pferd. Das Nachschleppen des Autos + Hängers kostet 60 Euro.

Sonntag Früh reitet eine Gruppe nach der anderen los, völlig ungezwungen, jeder wie er will. Wer sich das Kartenlesen nicht zutraut, findet sicher eine Gruppe, die ihn bereitwillig mitnimmt. Ich darf mit Stefan reiten, der schon zum 13. Mal dabei ist, und der gerne neue Wege auskundschaftet, auch wenn sie schwierig und lang sind. Übernachtet wird auf der großen Wiese eines Reitbetriebes in Moosburg. Die Mahlzeit ist, wie auch alle folgenden, vorausbestellt, es gibt Menüs zur Auswahl, immer sehr gut und reichlich.

Am Montag früh hat’s Franz eilig, er will sich den Trossfahrern anhängen. (Die fahren pro Tag 3 bis 4 Gespanne). Schnell reiße ich meinen Sattel, Tasche und Zaum aus dem Hänger, Franz fährt los. „Oh Gott, ich habe das Pad vergessen!“ Aber da sind noch genug Reiter mit Gespann da, gleich wird mir ausgeholfen. Nun reiten wir flott voran, an der 40 km. Sehr selten müssen wir auf Asphalt, meist wählt Stefan Feldwege, die sich Bächen, oder langen Hopfenfeldern entlang ziehen.

Mal sehen wir Reiter am Horizont, mal überholen wir, mal werden wir überholt. Je nach Typ und Laune gibt’s Zurufe, Späße oder einen Schluck Schnaps. Die meisten reiten auf Westernsätteln, auffallend viele Männer in typisch alpenländischer Cowboymanier. Unser Ziel ist ein kleiner Ort Richtung Norden, eine ungemähte Wiese neben einem Gasthof. Mein Hänger steht schon in der langen Reihe. Nun wird’s spannend: wer schafft es noch hierher, bevor der Gewitterregen niedergeht.

Dienstag: Wir reiten gut 50 km ostwärts, zuerst über Feld- und Waldwege zur Mittagspause. Dort warnt Altreitmeister „Papi“, (schon zum 26mal dabei) vor unpassierbaren Wegen, weil doch ein Sturm hier gewütet hat. Tatsächlich, da sind ganze Schneisen Fichten auf halber Stammhöhe abgebrochen, riesige Wurzelstöcke wölben sich wie Hügel auf. Wir müssen uns den Weg durch oder über gebrochene Bäume und Äste bahnen, dann wieder Tempo machen. Das freut die 10jährige Sabine, die sich uns mit ihrem flotten Kabardiner angeschlossen hat, um mal lange Trabstrecken zu erleben.

Unsere Wiese liegt diesmal wunderschön über einem Tal, gegessen wird im Reiterhof. Eine Dusche gibt es, aber auch 100 verschwitze Reiter und noch Begleitpersonen….da gieße ich mir lieber einen Kübel kaltes Wasser über den Körper. Abkühlung brauche ich dringend, denn Franz hat ganz aufgeregt erzählt, dass er den Hänger vergessen hat, und – um nicht die anderen Trossfahrer zu verlieren - bis ans Tagesziel und zurück, 80 km, umsonst gefahren ist.

Am Mittwoch, uns haben sich noch 2 Damen auf Vollblütern angeschlossen, wollen wir die Donauebene durchqueren, 50 km.
Mittags reiten wir über eine Donaubrücke in Straubing, dann lange Kanäle und Dämme entlang, immer auf Sand- oder Graswegen, und sind bald mitten im Bayrischen Wald. Fast wie in der Steiermark, nur – hier, wie in ganz Bayern darf man, dank VFD (Verein der Freizeitreiter Deutschlands) auf allen Wegen reiten. Sonst wäre so ein Ritt mit 100 Teilnehmern doch gar nicht möglich.

Wie im Paradies: man grüßt Bauern, Jäger, Spaziergänger, ..… ohne angeschnauzt zu werden, ohne schlechtem Gewissen. Mich schwer geschädigte Österreicherin krampft es die Kehle zu, wenn ich so einen „Grünrock“ sehe, die Bayern grüßen locker und freundlich. „Wie im Himmel“ ruft mir auch Franz nach, als ich ihn in der Mittagspause kurz begegne, „Hie läuft ja alles wie am Schnürchen“, springt in meinen armen, schwachen Golf und braust ab, all den dicken Pajeros, Merzedes- und Audi-Limousinen hinterher.

Am Donnerstag machen wir einen weiten Umweg über urige Höhenwege und genießen, mit dem harten Kern der bayrischen Wanderreitszene, ein Kaffeestündchen im Almhüttengarten. Beim Abritt macht mich einer aufmerksam: „Dein Pferd blutet am Röhrbein“. Die Wunde ist klein, aber dunkelrote Blutstropfen quellen hervor. An einem der überall herumliegenden, vom Sturm abgebrochenen Äste muss sie sich gestochen haben. Meine Stimmung sinkt. Aber Kasa trabt bis zur Abendstation munter weiter, wir haben dann 60 km über Berg und Tal bewältigt. Nach dem Abendessen jedoch ist das Bein dick geschwollen. Aus der Traum….

Freitag: Traurig schaue ich und wiehert Kasa all den 100 Reitern nach, die frisch und fröhlich die große Wiese verlassen, um den letzen Streckenabschnitt, an die 30 km, in Angriff zu nehmen. Aber so schlimm ist es nicht. Den Höhepunkt, nämlich den Einritt in Waldmünchen mit großer Parade, Musik, Ansprache des Bürgermeisters…..können wir ja, da Kasa nicht lahmt, trotzdem erleben. So fahre ich sie zur großen Wiese dort, reite mit anderen Lädierten zum Sammelplatz.

Der Bürgermeister begrüßt uns alle, und besonders die „Reiterin aus Wr. Neustadt, die trotz des weiten Weges zu uns gefunden hat“…

Nun fragt man sich, ob es bei einem so großen, anspruchsvollen Wanderritt auch gröbere Unfälle gegeben hat? Es hat natürlich jeden Tag Reiter oder Pferde gegeben, die ausgefallen und abgereist sind, aber auch jeden Tag neue, die dazu gestoßen sind, und nur einen groben Unfall: Ein Pferd ist in ein großmaschiges Rundgitter (man transportiert damit Brennholz) getreten, in Panik geraten, und hat sich dabei eine Fessel schwer verletzt.

Überraschenderweise jedoch war der Reiter (mit bandagiertem und hinkendem Pferd) bei der Abschiedsfeier wieder dabei und gelobte, wie alle anderen, auch August 2006 wieder nach Waldmünchen zu reiten.

Text: Brigitte Hammer